Ein Kartoffel-Acker in Serfaus?
Nichts Böses ahnend bin ich die Tage aus dem Pferdestall getrottet und hab mir mal die Augen reiben müssen … was war das denn bitte!?!?! Läuft da unser Chef mit der Nena … ahm, oder die Nena mit dem Chef, so genau konnte man das nicht sagen … die Wiese vor dem Garten auf und ab, und die Nena zog so ein komisches Ding hinter sich her. Und nein, es war keine Kutsche, sowas kenn‘ ich, auf das Ding konnte sich keiner setzen.
Verwundert wie ich war, trabselte ich zu unserem Chef: „Du Paul, was macht ihr denn da?“ „Ah, hallo Netti! Kommst du uns helfen? Wir bauen Kartoffeln an. Im Herbst gibt es dann frisch geerntete BIO-Kartoffeln!“ „Ah, okay (?) Aber wachsen bei uns Kartoffeln? Ich habe hier auf dem Sonnenplateau Serfaus-Fiss-Ladis bis jetzt nur Wiesen für’s Heu gesehen?“
„Ja, viel wird nicht mehr angebaut bei uns. Heutzutage ist es einfacher Kartoffeln und Brot im Supermarkt zu kaufen. Aber früher ist hier eigentlich alles selbst angebaut worden. Getreide, vor allem Roggen, Hafer und Gerste. Heute besinnt man sich gerade im BIO-Landbau wieder auf die alten Sorten. Vor allem die Fisser Imperial Gerste ist so eine robuste alte Sorte. Sie ist nicht so anfällig für Krankheiten und sehr widerstandsfähig, was die Witterung angeht.“
„Oh, ich wusste gar nicht, dass es da Unterschiede gibt. Ich hab‘ gedacht Gerste ist Gerste. Aber was macht man mit der Gerste? Hafer ist mir schon klar, der ist lecker, und wir Pferde fressen den am aller Liebsten! Aber Gerste???“
„Aber man kann auch eine gute traditionelle Gerstlsuppe draus machen. Da bin ich sicher, die magst du auch! Wenn Romana das nächste Mal eine macht, musst‘ vorbei kommen und einen Teller voll kosten.“
„Okay, Suppe mit Getreidekörnern … das kann ich mir gut vorstellen! Aber warum Kartoffeln? Kommt da bei uns nicht vorher der Winter, bevor die reif sind?“
„Aber nein Netti! Wir haben hier auf unserem Sonnenplateau durch die Südlage so ein tolles Klima, dass bei uns eigentlich so gut wie alles wächst. Früher ist neben Getreide und Kartoffeln ganz viel Flachs angebaut worden.“
„Flachs, für was ist das denn wieder gut? Kann man das fressen???“
„Ja, fressen würdet ihr den auch können, aber aus Flachs hat man damals Leinen für die Kleidung gemacht. Die langen Stängel wurden getrocknet, dann gebrochen und so lange gebürstet, bis es ganz feine Fasern waren und zu Fäden gesponnen werden konnte. Da wo jetzt das Hotel im Dorf steht, ist früher der Flachs getrocknet, also gedörrt worden. Daher heißt diese Gegend die „Darre“. Also hat unser Darrehof vom Flachs trocknen den Namen bekommen. Was ist jetzt Netti, willst du uns helfen oder nicht?“
Ah … Nena macht das schon, die ist ja viel größer als ich … also schnell die Kurve kratzen und weg!